Samstag, 9. Juni 2012

[Buchtipp] Stephan Lucas ~ Auf der Seite des Bösen

Kurzbeschreibung
Stephan Lucas ist Strafverteidiger und vertritt Mörder und Vergewaltiger vor Gericht. Er berichtet von seinen spekta­kulärsten Fällen und davon, wie es ist, tagtäglich mit dem Bösen konfrontiert zu werden. Immer wieder stellt er sich die Frage, ob er es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, Schwerverbrechern als Anwalt zur Seite zu stehen. Die dramatischen Schicksale und erschütternden Taten des vermeintlich Bösen lassen niemanden kalt.


Meine Meinung
Stephan Lucas, Strafverteidiger, berichtet in seinem ersten Buch "Auf der Seite des Bösen - Meine spektakulärsten Fälle" über seinen Alltag als Anwalt und mit dem Umgang "des Bösen".

Ich glaube, dass man sich vor der ersten Seite schon vor Augen halten muss, dass nach unserem Rechtssystem jeder Mensch Anspruch auf eine angemesssene und gerechte Verteidigung  hat. Als Außenstehender oder evtl. auch als Opfer kann man nur schwer nachvollziehen, wie ein Anwalt "sich auf die Seite" eines Mörders oder Vergewaltiger stellen kann. Stephan Lucas beschreibt in solchen Situationen wunderbar, dass Gefühle oder gar sein eigenes Bauchgefühl in einem Strafprozess nichts zu suchen haben. Er will von seinen Mandanten nichtmal wissen, ob sie die ihnen vorgeworfene Tat wirklich begangen haben oder nicht. Er stützt sich dabei lediglich auf Fakten und Beweise und ist gar nicht mal darauf aus, seine Mandanten frei zu bekommen, aber er erwartet, dass Staatsanwalt und Richter unvoreingenommen an die Sache herangehen und fair ein Urteil sprechen.

Dieses Buch veranschaulicht u. a. aber auch, wie schnell vermeintliche Opfer das Leben des "Täters" zerstören können, durch Anschuldigungen, die kein Urteilsspruch der Welt wieder reinwaschen kann. Wenn einmal der Vorwurf des "Vergewaltigers" oder "Kinderschänders" im Raum steht, bekommt man diesen dank Pressefreiheit und oft schlecht recherchierten Schlagzeilen nie mehr weg.

Mir ist es jedoch schwer gefallen, den Menschen und "das Gute" in den jeweiligen Tätern zu sehen. Lucas betont immer wieder, dass das "Böse" oft nur eine kleine Facette des Menschen ist und er trotzdem ein liebevoller Vater oder verlässlicher Freund sein kann. Oft hört oder liest man in der Presse, wenn Angehörige oder Nachbarn über den Täter sprechen, "das hätten wir ihm nie zugetraut, er war immer so nett und hilfsbereit", dass ich das nur Kopfnickend bestätigen kann. Für mich ist nicht nachvollziehbar, wie man gewisse Taten nicht hätte erahnen können oder hat das Umfeld da wie so oft einfach nur die Augen verschlossen?

Man liest in jeder Zeile des Buches, dass Stephan Lucas den Beruf des Strafverteidigers mit Leidenschaft, Ehrgeiz und dem nötigen Biss erledigt und es für ihn kein Job, sondern wirklich Berufung ist.

Ich fand es spannend einen Einblick hinter die Kulissen zu bekommen und muss gestehen, dass es mich fasziniert hat, wie unvoreingenommen er den Tätern gegenübertritt.

Ich vergebe daher: ♥♥♥♥♥

1 Kommentar:

  1. ...wir hatten grad mal beim klönen das thema. genau dieses! wie "man" strafverteidiger sein kann. man denke nur an den kaputten typen aus norwegen...
    ob ich lesen werde (kann) weiß ich noch nicht, mich beschäftigt sowas extrem lange. aber danke f.d.tipp...und das schnelle feine rezept.
    steffi ;)

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Ich will hier mitschnacken ....